Bandscheibenvorfall

Bandscheiben- Vorfall

Informationen und praktische Hinweise

Sie kommen gerade vom Arzt, haben ein Rezept aufgrund ihrer Osteoporose ausgestellt bekommen und fragen sich jetzt, wie es weiter geht?
Da sind Sie bei uns genau richtig. Die Symbiose aus Ihnen als Patient oder Mitglied, aus unseren erfahrenen Therapeuten und aus unseren Trainern bilden ein Erfolgskonzept, welches Ihre Ziele definiert und sie dabei begleitet. Im Folgenden klären wir Sie über alle wichtigen Informationen und Abläufe auf.

Im Laufe des Lebens sind ca. 1-2 % der Bevölkerung von einem Bandscheibenvorfall betroffen. Durchschnittlich gehen durch einen Bandscheibenvorfall wöchentlich 5,3 Stunden an produktive Zeit verloren.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall wird dann diagnostiziert, wenn der Nucleus pulposus (= Kern der Bandscheibe) über die normale Barriere des Anulus fibrosus (=Faserring um die Bandscheibe) hinausragt.

Was sind Ursachen eines Bandscheibenvorfalls?

Bandscheibenveränderungen haben eine hohe genetische Komponente. Modifizierbare Risikofaktoren sind Rauchen, hoher BMI, kardiovaskuläre Risikofaktoren, starke berufliche Belastung, geringe Bildung, Schichtarbeit und Zeitdruck.

Wie äußert sich ein Bandscheibenvorfall?

Schmerzen
Neurologische Dysfunktionen
(z.B. Ausstrahlungen, Kribbeln, Muskellähmungen, Störung von Blase/Mastdarm)

Mythen und Fakten

Nerven können nicht wirklich „einklemmen“!
Oft treten plötzlich einschießende oder ausstrahlende Schmerzen auf, begleitet von Symptomen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen. Das wird häufig als „eingeklemmter Nerv“ interpretiert. Studien zeigen jedoch, dass mechanischer Druck allein meist nicht der Auslöser für die Schmerzen ist und eine Operation nicht immer notwendig ist.
Nerven sind flexibel und in den meisten Fällen ist eine Einklemmung unwahrscheinlich. Schmerzen entstehen in der Regel erst durch eine Entzündungsreaktion, nicht durch reinen Druck. Auch bei typischen Symptomen wie Ziehen oder Stechen bedeutet das nicht, dass der Nerv verletzt ist.

Wissenswertes zum Verlauf und zur Behandlung

Nervenschmerzen sind vor allem nachts ausgeprägt, was unter anderem am niedrigeren Blutdruck und an der geringeren nächtlichen Aktivität liegt.
Bei Lähmungen und Taubheit kann die Nervenfunktion betroffen sein. Selbst dann ist eine Operation nur selten erforderlich.

Erholung und Prognose

Die meisten Verbesserungen bei Lähmungen und Taubheit treten in den ersten drei Monaten ein, aber auch eine langsame Regeneration bis zu einem Jahr ist möglich.

Was können Sie tun?

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass die Beschwerden nicht von selbst verschwinden, aber durch geeignete Maßnahmen gut gemanagt werden können. Es liegt in Ihren Händen was zu tun:
Bewegung und spezielle Übungen fördern die Nervenmobilität und -durchblutung und helfen, die Reizbarkeit zu vermindern. Eine aktivitätsorientierte Physiotherapie ist meist das Mittel der Wahl. Bleiben Sie aktiv.
Eine Operation bringt langfristig oft keinen zusätzlichen Nutzen gegenüber einer konservativen Behandlung. Empfohlen wird zunächst eine mindestens 12-wöchige nicht-operative Therapie.

Ziel der Physiotherapie – Wie ist unser Vorgehen?

1. Ziele und Ablauf der Physiotherapie

Wir betrachten den Patienten ganzheitlich, um sicherzustellen, dass diese Einflüsse eines Bandscheibenvorfalls auf Schmerz, körperliche Dysfunktion und Lebensqualität berücksichtigt und umfassend behandelt werden.

Zu Beginn der Therapie erhalten Sie Informationen zum Thema Bandscheibenvorfall.

Wichtig ist, dass sie als Patient das Krankheitsbild verstanden haben. Auf diesem Verständnis baut die Therapie auf. Dadurch wollen wir Ihre Motivation erhöhen, aktiv mitzuarbeiten und die Eigenverantwortung für sich zu erhöhen.

2. Individuellen Therapieplan

Unter Berücksichtigung von Nebendiagnosen und individuellen Faktoren erstellen wir Ihren Therapieplan.

1. Physikalische Therapie: Wärme- & Kältetherapie, Elektrotherapie

2. Manuelle Therapie: Mobilisationsübungen zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und Weichteiltechniken zur Entspannung der Muskulatur.

3. Bewegung als Kern der Physiotherapie: Wir erstellen Ihnen einen Trainingsplan

Eine regelmäßige und langfristige Begleitung der Patienten ermöglicht es Übungsprogramme im Laufe der Zeit zu modifizieren, um einen ausreichenden Stimulus für gesundheitliche Vorteile und für zusätzliche Abwechslung zu schaffen, um die langfristige Einhaltung zu erleichtern. Wir betreuen Sie zielgerichtet und bieten personalisierte Übungen an.

Training bei einem Bandscheibenvorfall – Empfehlungen

Motorische Kontrollübungen stärken die Rumpfmuskulatur, verbessern die Haltung und Bewegung und reduzieren die Belastung der Wirbelsäule. Progressiv dynamisches Training mit gezielter Intensität und geringer Frequenz unterstützt die Regeneration der Bandscheibe.

Fazit

Mit einer professionellen Physiotherapie und einem gezielten Trainingsprogramm können Sie die Symptome aktiv eigenständig lindern, die Funktionalität verbessern und Ihre Lebensqualität erhöhen.
Eine Operation sollte die letzte, nicht die erste Option sein. So sehen moderne Behandlungsleitlinien auch eine aktive Erstbehandlung mit einem Training der Rumpfmuskulatur als sinnvoll an. Bandscheiben brauchen Belastung.

=> Fragen Sie Ihren Therapeuten nach weiteren Informationen.

Quellen
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